Grölen und andere Musik

Da haben also nun einige Teilnehmer einer „Party“ auf Sylt, die dem Vernehmen nach ordentlich Eintrittsgebühr gekostet hat, zu gewisser Musik Parolen wie „Ausländer raus!“ gegrölt.

Sofort ist der grün-mediale Komplex in Schnappatmung gefallen, die sich schließlich in zustimmendes Gegröle aufgelöst hat, als bekannt wurde, dass einige der Gröler ob ihres Gegröles den Arbeitsplatz verlieren könnten. Außerdem droht ihnen ein juristisches Nachspiel.

Angeblich sind die Gröler Nazis und deswegen geschieht es ihnen recht, so die Logik aller Staatstragenden. Genauso wie es Ungeimpfte in der Corona-Zeit nicht besser verdient haben, als aus der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden. Besonders markant wurde das im November 2021 auf Zeit online formuliert: Die Gruppe der Ungeimpften sollte durch einen beherzten Beilschlag vom Rest der Gesellschaft abgeschlagen werden.

Sollen sie doch verrecken, die Gröler und die Ungeimpften! Jeder, der/die/das nicht gegen rechts ist, ist es nicht wert, in dieser Gesellschaft zu leben – Ausgrenzung ist das Gebot der Stunde. Und die Vernichtung der materiellen Existenz wird (billigend) inkauf genommen.

Zwei Dinge noch:
Erstens ist nicht jeder, der solche Parolen grölt, zwangsläufig ein Nazi. Sicher etwas beschränkt oder besoffen oder beides. Zudem mögen in Minuten billig zusammengeclickte Töne niedere Instinkte wecken…
Zweitens, und das ist der viel wichtigere Punkt: Wer solche Lichtgestalten mit Nazis gleichsetzt, verharmlost die Nazi-Diktatur insgesamt. Von der blieb nicht ihr Gegröle, sondern ihre Taten, die Ausgrenzung missliebiger Bürger bis hin zu Inhaftierung und Ermordung. Missliebige Bürger, das waren all jene, die für das Regime in Wort oder Tat eine Gefahr darstellten und das waren alle, die gemäß dem Rassenwahn der Nazis „unwert“ waren.

Da wird immer wieder behauptet, „Hass und Hetze“ fange bei verbalen Äußerungen an. Kann ja sein. Aber wo ist die Grenze? Mittlerweile wird die so weit ausgelegt, dass bereits zarte Kritik an den Herrschenden das Kriterium erfüllt. Eines der ältesten Ressentiments in der bürgerlichen Gesellschaft gegen die freie Rede ist, dass Worte immer zugleich auch Taten sind. Nach dieser Logik sind alle diejenigen Staatsfeinde, die das Wort gegen den Staat erheben.

Bundespräsident Steinmeier tönte: „…und wir lassen uns dieses Land nicht von extremistischen Rattenfängern kaputt machen.“ Der christlich-soziale Herr Söder erklärte schon mal Bürger zu Parasiten, so bezeichnet er etwa die AfD als „parasitäre Gruppe“. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Strack-Zimmermann hat auf dem Neujahrsempfang ihrer Partei in Nordrhein-Westfalen unter Beifall (Gegröle?) deutliche Worte gegenüber der AfD gefunden: „Je größer der Haufen Scheiße, umso mehr Fliegen sitzen drauf.“

Wenn es stimmt, dass in Bezug auf die Verrohung der Sprache erst das Wort kommt und dann die Tat, ja, dann haben wir von diesen Regierenden nichts Gutes zu erwarten.

Und immer daran denken: Der Kampf gegen den Rechtsextremismus ist auch ein Gebot ökonomischer Vernunft (laut Steinmeier). Also zusammen gegen Rechts, dann klappt es auch mit der Wirtschaft.

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