Woke Ideologie bedroht die Freiheit

Die neuen „Evangelisten der sozialen Gerechtigkeit“, die für Diversität, Gleicheit und Inklusion zu Felde ziehen, nimmt Andrew Doyle in seinem Buch „The New Puritans“ aufs Korn: Illiberale Trends drohen alle Fortschritte zu sabotieren, die wir seit den Bürgerrechtsbewegungen der 1960er Jahre gemacht haben.

Was Barry Brownstein in „America’s DEI Commissars Threaten Freedom“ schreibt, trifft nicht nur auf die USA, sondern auch auf die gesamte westliche Hemisphäre zu. Nachfolgend bringe ich eine bearbeitete Übersetzung.

Nur wenige hörten zu, als F. A. Hayek vor fast 50 Jahren eine ähnliche Warnung aussprach. In seinem Buch „Law, Legislation and Liberty, Volume 2: The Mirage of Social Justice" (Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Band 2: Das Trugbild der sozialen Gerechtigkeit) stellte Hayek in Bezug auf die 'soziale Gerechtigkeit' fest, dass „die alten Bürgerrechte und die neuen sozialen und wirtschaftlichen Rechte nicht gleichzeitig verwirklicht werden können, sondern in Wirklichkeit unvereinbar sind; die neuen Rechte könnten nicht per Gesetz durchgesetzt werden, ohne gleichzeitig die liberale Ordnung zu zerstören, auf die die alten Bürgerrechte abzielen."

Hayek hätten die DEI-Initiativen (Diversity, Equity, Inclusion) und ihre Verwendung von Rassismus zur „Bekämpfung" von Rassismus wohl nicht verwundert.

Kürzlich hatte Dr. Sherita Golden, die Chief Diversity Officer der Johns Hopkins University School of Medicine in ihrem monatlichen Rundschreiben geschrieben, dass alle „Weißen, Nichtbehinderten, Heterosexuellen, gleichgeschlechtlichen Menschen, Männer, Christen, Menschen aus der Mittel- oder Besitzerklasse, Menschen mittleren Alters und englischsprachige Menschen" privilegiert seien. Die Rhetorik von Golden & Co ist bekannt – die einzige Überraschung war, dass Hopkins ihre Aussage zurückwies.

Sehen Sie Parallelen zwischen den heutigen DEI-Offizieren und den sowjetischen Kommissaren? In der ehemaligen Sowjetunion war ein Kommissar ein Bürokrat, der in das Militär oder andere Regierungsorganisationen eingebettet war, um sicherzustellen, dass die Entscheidungen dem Geist der Kommunistischen Partei entsprachen. Ihre Aufgabe war es, die ideologische Reinheit zu wahren.

In Wassili Grossmans klassischem Roman „Leben und Schicksal“ spielen einige Szenen während der Schlacht um Stalingrad. Inmitten enormer Verluste brauchte eine Brigade einen neuen Stabschef. Deren Oberst brauchte die Zustimmung eines solchen Kommissars. Seine Auswahl fiel auf einen Armenier, aber der Kommissar lehnte aus ethnischen Gründen ab. Das Schicksal der Sowjetunion stand auf dem Spiel, für den Kommissar aber gab es wichtigere Auswahlkriterien als die Eignung für den Posten.

Heute mögen viele in Amerika (und anderswo) über DEI-Beamte lachen, aber dann haben sie doch Angst vor ihnen und kuschen.

Die alte Bürgerrechtsbewegung, auf die sich Doyle und Hayek beziehen, war eine Win-Win-Situation. Niemandes Gleichheit vor dem Gesetz wurde von der Gleichheit der anderen abgezogen. Die heutigen DEI-Initiativen sind Win-Lose-Initiativen. Eine weniger qualifizierte Person erhält eine Stelle aufgrund ihrer Rasse, ihres Geschlechts oder eines anderen Merkmals, einer besser qualifizierten Person wird die Stelle verwehrt.

Hayek erklärte: „Die Forderung nach 'sozialer Gerechtigkeit' wird daher zu einer Forderung, dass sich die Mitglieder der Gesellschaft so organisieren sollten, dass es möglich ist, den verschiedenen Individuen oder Gruppen bestimmte Anteile am Produkt der Gesellschaft zuzuweisen." Der Missbrauch der sozialen Gerechtigkeit, so Hayek, „droht die Konzeption des Rechts zu zerstören, die es zum Schutz der individuellen Freiheit machte."

Hayek erklärte weiter, dieser „quasi-religiöse Aberglaube" der 'sozialen Gerechtigkeit' sei „wahrscheinlich die größte Bedrohung für die meisten anderen Werte einer freien Zivilisation." Und: „Fast jede Forderung nach staatlichem Handeln zugunsten bestimmter Gruppen wird in derem Namen vorgebracht, und wenn der Anschein erweckt werden kann, dass eine bestimmte Maßnahme von der 'sozialen Gerechtigkeit' gefordert wird, wird der Widerstand dagegen rasch schwächer werden." Heute stellen die DEI-Kommissare ihre Forderungen im Vertrauen auf eine schwache Opposition.

Hayek sagte voraus, dass vages Kauderwelsch zur Norm werden würde. Sobald der Begriff 'soziale Gerechtigkeit' zur Waffe geworden sei, könne er sich nur noch ausweiten: „In dem Glauben, dass damit so etwas wie 'soziale Gerechtigkeit' erreicht werden könnte, haben die Menschen der Regierung Befugnisse übertragen, die sie nun nicht mehr ablehnen kann, um die Ansprüche der immer zahlreicher werdenden Sonderinteressen zu befriedigen, die gelernt haben, den offenen Sesam der 'sozialen Gerechtigkeit' zu benutzen."

Hayek stellte fest, dass „der klassische Liberalismus … von den Grundsätzen eines gerechten individuellen Verhaltens geleitet wurde, während die neue Gesellschaft die Forderungen nach 'sozialer Gerechtigkeit' erfüllen soll." Heute wird den Menschen gesagt, sie seien Opfer. Und diese Opfer erwarten von der Regierung, dass sie ihre Missstände behebt.

Hayek sagte voraus, dass die Regierung die Menschen „sehr ungleich" behandeln muss, sobald 'soziale Gerechtigkeit' zu einem akzeptierten Kriterium für die Zuteilung von Ressourcen wird. Dass es viel zu viele Menschen gibt, die sich für eine Laufbahn als DEI-Kommissar ausbilden lassen, hätte Hayek auch nicht überrascht.

Löhne verlieren in der Marktordnung ihre Leitfunktion, wenn sie kein geeigneter Anhaltspunkt mehr dafür sind, die Anstrengungen des Einzelnen dorthin zu lenken, wo sie am meisten gebraucht werden. Wenn diese Löhne nicht dem Wert entsprechen, den Dienste des Einzelnen für seine Mitmenschen haben, sondern etwa an einem moralischen Verdienst ausgerichtet sind, verlieren sie ihre Leitfunktion, die sie in einer Marktordnung haben. Sie muss dann durch Befehle der lenkenden Instanz ersetzt werden.

Hayek wusste, dass die 'soziale Gerechtigkeit' die Gleichbehandlung vor dem Gesetz unterminieren würde. In Doyles Worten bedeutet soziale Gerechtigkeit heute „die Betonung der Gruppenidentität gegenüber den Rechten des Einzelnen, eine Ablehnung des sozialen Liberalismus und die Annahme, dass ungleiche Ergebnisse immer ein Beweis für strukturelle Ungleichheiten sind."

Amerikas DEI-Kommissare wie Golden verbreiten die giftige Doktrin, dass die Gesellschaft darauf beruht, einige Gruppen würden ihre „Privilegien" auf Kosten anderer ausüben. Der Chicagoer Pastor Corey Brooks entlarvt die DEI-Ideologie als eine manipulative Rhetorik, eine Art Ausbeutung im Namen der Profiklasse, um deren Aufstieg durch die amerikanischen Institutionen zu fördern. Die moralischen und realen Auswirkungen für unsere Gemeinschaften sind genauso negativ wie die jeder anderen Droge.

So weit der Autor. Barry Brownstein ist emeritierter Professor für Wirtschhaft und Führung an University of Baltimore.

Man kann es auf einen knappen Nenner bringen: Wenn der Verdienst nicht mehr der Bedeutung der individuellen Arbeit für die Gesellschaft entspricht, muss zum Ersatz der marktmäßigen Regelung eine irgendwie geartete moralische und dem nachfolgend eine bürokratische Regelung etabliert werden. Dann entscheidet nur noch die richtige „Gesinnung“, gute Beziehungen tun ein Übriges. Gleichzeitig übertragen die Bürger einen Teil ihrer Freiheit an den Staat, der im Gegenzug ihr Wohlergehen sicherstellen soll.
Der Preis der Arbeit, der Lohn, entkoppelt sich vom Wert. Das ist eine Entwicklung, die auch an vielen anderen Stellen des heutigen Wirtschaftssystems festzustellen ist. Wenn sich immer weniger durch marktwirtschaftliche Mechanismen „von selbst“ in Richtung eines wirtschaftlichen Optimums entwickelt, stehen am Ende unproduktive, zentral-bürokratische Planungssysteme mit unfreien, gegängelten Bürgern wie wir sie vom „Ostblock“ her kannten. Die „Dekarbonsierung der Energieerzeugung“ ist dafür ein beredtes Beispiel.

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